Fine Wine in der Presse
Gerhard Hofer präsentiert in seiner Kolumne „Im Keller von Gerhard Hofer“ ansprechende Fine Wines, immer mit einer guten Geschichte dazu. Oftmals stellt er auch Weine von finewineshop.com vor, welche Sie hier nachlesen können.
Party im Piemont
Überall in der Weinszene wird mittlerweile das Wort „Krise“ offen ausgesprochen. Mit ein paar wenigen Ausnahmen, etwa dem Piemont. Dort läuft die Party offensichtlich nach wie vor auf Anschlag. Barolo ist weiterhin hoch im Kurs und scheinbar krisenresistent. Hinter den Kulissen hat sich natürlich schon einiges getan, wie etwa im renommierten Weingut Vietti in Castiglione Falletto. Es gehört zu den ganz großen Traditionsweingütern des Piemonts, verfügt über großartige MGA-Lagen, also Crus auf Piemontesisch. 1873 gegründet, blieb es bis 2016 im Familienbesitz. Dann wurde es an den US-Konzern Krause Group verkauft. Tolles Timing, könnte man sagen: Vor Corona-, Energie- und Wirtschaftskrisen die Schäfchen ins Trockene gebracht. Die Amerikaner mit Sitz in Iowa kauften sich in der Gegend neben Weingütern auch ein Luxusresort und sogar den Fußballklub Parma. Die Weine sind nach wie vor grandios. Ich habe den „Barolo 2020“ getrunken: jung, würzig, tolles Beerenaroma, dosierte Tannine und ordentlich Power.
Gerhard Hofer
Investment ohne Tradition – oder doch nicht?
Ich habe jüngst den „Le Petit Clos“ vom Weingut Casa Lapostolle aus Chile getrunken. Er ist der kleine Bruder des „Clos Apalta“. Ein wunderbarer Wein aus einem Weingut, das vor 30 Jahren quasi aus dem Boden gestampft worden ist. Da ist nichts mit Tradition und so. Da wurde ein Investment durchgezogen und perfekt umgesetzt. Obwohl: Tradition ist schon im Spiel. Anfang der 1990er-Jahre machten sich Alexandra Marnier Lapostolle und ihr Mann Cyril de Bournet auf die Reise nach Chile. Dort „entdeckten“ sie das Apalta-Tal und kauften sich ein paar Hundert Hektar Land. Die Familie gehört zu den großen französischen Cognac-Produzenten und macht auch Grand Marnier. Heute zählt das Weingut in Chile mit 200 Hektar Rebfläche zu den bekanntesten aus der Neuen Welt. Am Fuße der Anden gedeiht der Wein vortrefflich. Hohe Temperatur- unterschiede, kaum Schädlinge. Und mit Michel Rolland führt ein Bordelaiser Star-Winemaker das Regiment. Fazit: opulenter, komplexer Rotwein auf höchstem Niveau.
Gerhard Hofer
Lange im Schatten gewesen
Es wird allmählich kühler, und dann geht auch wieder ein samtiger, kräftiger Bordeaux. Einer wie der „Château Montlandrie 2020“. Der Name Denis Durantou steht auf dem Etikett. Der legendäre Winzer starb 2020 viel zu früh. Sein Vermächtnis ist geblieben. Neben seinem hochbewerteten Familienweingut L’Eglise Clinet hat er auch einige andere aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Eines davon ist das Château Montlandrie. Das Weingut mit knapp 15 Hektar Rebfläche liegt östlich von Saint-Émilion. „Castillon-Côtes de Bordeaux“ heißt die Weinregion. Lang führte das Weinbaugebiet ein Schattendasein. Doch Weinpioniere wie Durantou erkannten, dass hier Merlot-lastige dunkelfruchtige Spitzenweine möglich sind, die jenen in Saint-Émilion um nichts nachstehen. Der „Château Montlandrie“ setzt sich aus 75 Prozent Merlot, 20 Prozent Cabernet Franc und fünf Prozent Cabernet Sauvignon zusammen. Ein intensiver, satter Rotwein, der bereits großen Spaß macht, aber auch noch 15 Jahre reifen kann.
Gerhard Hofer
Verdammt guter Sekt
Ich habe unlängst einen verdammt guten Sekt getrunken. Und zwar aus Deutschland. Die Rede ist vom „Karthäuserhof Brut“. Der Karthäuserhof in Eitelsbach bei Trier zählt zu den renommiertesten Weingütern Deutschlands. Und auch zu den ältesten. Selbst bezeichnet man sich als das achtälteste Weingut der Welt. Auf jeden Fall sehr alt. Knapp 25 Hektar werden bewirtschaftet, fast 20 Hektar davon auf der Monopollage Karthäuserhofberg. Die Großlage hat eine Hangneigung von bis zu 55 Prozent. Auf jeden Fall sehr steil. Am Fuße der Weinberge fließt die Ruwer, ein Nebenfluss der Mosel. Das Weingut wurde, wie der Name verrät, von Mönchen gegründet. Seit den Napoleonischen Kriegen ist es aber in Familienbesitz. Der Karthäuserhof ist bekannt für seine grandiosen Rieslinge. Seit geraumer Zeit wird hier aber auch dieser sehr spezielle Sekt gekeltert. Er besteht aus Riesling und Weißburgunder und lagert drei Jahre auf der Hefe. Sehr mineralisch, super Perlage, feine Zitrusfrucht. Auf jeden Fall sehr gut.
Gerhard Hofer
Jung und aufstrebend
Es gibt ja viele Immobilien-Tycoons, die sich irgendwann ein Weingut gönnen. Quasi als Hobby so nebenbei. Umgekehrt passiert es selten. Aber es passiert. Der Belgier Justin Onclin hat als Weinimporteur angefangen und in den 1980er-Jahren erste Weingüter im Bordeaux gekauft. Mittlerweile besitzt er eine ganze Handvoll davon. Darunter auch Chateau Branas Grand Poujeaux. Während er sich in Frankreich mit Tochter Carmen auf den Weinbau konzentriert, zieht er in seiner Heimatstadt Rasselt Immobilienprojekte hoch. Das Chateau Branas Grand Poujeaux befindet sich in Mouls-en-Medoc ganz in der Nähe des bekannten Chateau ChasseSpleen und gilt als verhältnismäßig junges, aber aufstrebendes Weingut. Geheimtipp ist es keiner mehr, Preis-Leistung sind aber noch top. Ich habe den 2020er gekostet, für viele Experten einer der besten Jahrgänge des Hauses. Die Cuvee aus Merlot, Cabernet Sauvignon und etwas Petit Verdot ist ein kräftiger, geschmeidiger und sehr präziser Rotwein.
Gerhard Hofer
Guter Wein mit guter Geschichte
Das Chateau Smith Haut Lafitte in der Region Pessac-Leognan südlich der Stadt Bordeaux produziert nicht nur hervorragende Weine, es erzählt auch eine wunderbare Geschichte. Ab dem 14. Jahrhundert wurden auf dem Weinberg „Lafitte" Reben gepflanzt, im 18. Jahrhundert kam ein Schotte namens Smith, kaufte das Gut und errichtete ein schmuckes Chateau. Seit 1990 gehört es dem Ehepaar Cathiard. Daniel und Lorence lernten sich in den 1960ern im französischen Skiteam kennen. Zu gewinnen gab es nichts, da hatte ein gewisser Jean-Claude Killy etwas dagegen. Aber die beiden heirateten und machten aus der kleinen Lebensmittelkette von Daniels Vater eine richtig große Bude mit 8000 Mitarbeitern. Sie verkauften den Konzern und machen seither in Wein. Vor allem die Weißweine zählen zu den besten in der Region und sind dement- sprechend rar und teuer. Aber auch der Zweitwein „Les Hauts de Smith 2021" kann sich sehen lassen. 100 Prozent Sauvignon Blanc. Auch er erzählt eine wunderbare Geschichte.
Gerhard Hofer
Leicht mit viel Aroma
Über das Weingut Dr. Loosen muss man eigentlich nicht viel sagen. Es zählt zu den großen Riesling-Weingütern an der Mosel, liegt etwas außerhalb von Bernkastel und zählt zu den größeren Spitzenweingütern Deutschlands. Das Familienweingut wird seit knapp drei Jahrzehnten von Ernst Loosen geführt. Und nicht nur seine Rieslinge sind weltweit in der Spitzengastronomie präsent. Auch Loosen selbst sucht neue Herausforderungen. So ist er etwa an einem Weingut in Oregon beteiligt, das hervorragenden Pinot Noir macht. Aber zurück zum Riesling. Ich habe den „Riesling Satyricus 2022“ getrunken. Er ist nicht mit den Großen Lagen des Hauses zu vergleichen. Es ist eine feine, frische Lagen-Cuvée. Der Wein besticht mit viel Aroma und wenig Alkohol und ist für Mosel-Verhältnisse sehr trocken ausgebaut. Ein sehr klassischer Riesling also. Passt wunderbar zu Fisch und Spargel. Ach ja: „Satyricus“ leitet sich von dem Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock aus der griechischen Mythologie ab.
Gerhard Hofer
Zu gut für Trump
Als ich dieser Tage ein Glas Château Laroque getrunken habe, ist mir eingefallen, dass das Weingut bei Saint-Émilion im Bordeaux ziemlich viel Wein in die USA exportiert. Oder exportiert hat. Plus 20 Prozent Zoll und so. Aber der Wein ist ohnehin zu gut für Trump. Ich mach’ mir keine Sorgen, dass wir ihn nicht selber trinken. Das Château selbst ist eines der schönsten in der Region, der Prachtbau aus dem 18. Jahrhundert allein ist eine Reise wert. Mit knapp 60 Hektar Rebflächen, die sich vorwiegend am rechten Bordeaux-Ufer befinden, zählt Château Laroque zu den größeren Weingütern der Gegend. Der Merlot-lastige „Grand Cru Classé“ genießt in Frankreich hohes Ansehen, schlägt sich international meines Erachtens aber unter seinem Wert. Der 2021 braucht natürlich noch Zeit, unbedingt dekantieren. Wer die Geschmeidigkeit und die Opulenz des Merlots mag, kommt ganz auf seine Kosten. Ein Hauch von Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon sorgen für Finesse. Ein schöner Feiertagswein.
Gerhard Hofer
Knochentrockener Weißwein aus der Heimat des Sherrys
Vor knapp zehn Jahren haben sich die beiden Winzer und Freunde Ramiro Ibañez und Willy Perez zusammengetan, um gemeinsam in Andalusien ein spannendes Weinprojekt zu starten. Sie gründeten die Bodegas De La Riva. Dort machen sie Weißwein, wie er hier im Süden Spaniens mittlerweile nicht üblich ist. In der Heimat des Sherrys keltern die beiden einen knochentrockenen Weißwein. Ich habe den 2022er „Macharnudo San Cayetano“ getrunken und einen wuchtigen, öligen Wein erwartet. Das Gegenteil ist der Fall. Der Wein besteht aus der dort heimischen Sorte Palomino. In der Nähe des Städtchens Chiclana de la Frontera im Westen Andalusiens herrscht stets eine kühle Brise vom Atlantik. Zudem wird traditionell mit Florhefe vergoren. Während andere Hefen bei der Gärung zu Boden sinken, steigt diese auf und bildet eine Schicht, die den Wein schützt. „Obergärig“ würde man beim Bier sagen. Egal: Der Wein bekommt so ein intensives Gelb, hat weniger Säure und trinkt sich in jungen Jahren sehr reif.
Gerhard Hofer